Wenn der unerfüllte Kinderwunsch die Seele belastet

By 23. Juli 2020 Juli 24th, 2020 Kinderwunsch

Was tun, wenn Hoffen auf das Ausbleiben der Periode und monatliche Enttäuschung, das Leben bestimmen?

Mit dem Druck umgehen

Paaren, die vergeblich versuchen ein Kind zu bekommen hören oft den Ratschlag, sie sollen nicht zu viel darüber nachdenken und die Sache entspannt betrachten. Zahlreich sind die Geschichten über Frauen, die just in dem Moment schwanger wurden, als sich das Paar entschlossen hatte sich um Adoption zu bemühen oder vielleicht ganz auf Elternschaft zu verzichten.
Kinderwunschpatienten sind keineswegs neurotischer als andere Personen und ohne irgendwelche Auffälligkeiten, was ihre Persönlichkeit, Partnerschaft oder ihre Einstellung zur Sexualität betrifft. Wenn Kinderwunschpatienten unter Stress und Anspannung leiden und vielleicht depressiver sind als ihre Mitmenschen, so kann dies weniger als Ursache, sondern eher als Folge des unerfüllten Kinderwunsches und der damit häufig verbundenen schweren Lebenskrise betrachtet werden
Solche Geschichten tragen nichts dazu bei, den Druck auf ungewollt kinderlose Paare zu verringern, ganz im Gegenteil. Dahinter steht letztlich nichts anderes als: „Ihr habt es in der Hand, je weniger ihr euch darauf fixiert, desto eher wird sich das Problem von selbst lösen“. Das ist Unsinn und führt nur dazu, dass zu dem Problem als Individuen sowie als Paar mit der Situation umzugehen auch noch Selbstvorwürfe kommen. In Folge beherrscht die Thematik einen immer größeren Teil des gemeinsamen Lebens.

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Mit der Situation auseinandersetzen

Was kann ein Paar tun, um die psychische Belastung der ungewollten Kinderlosigkeit zu verringern? Laut jüngster Studien, scheint die Auseinandersetzung mit einigen grundlegenden Fragen erfolgversprechend zu sein:

  • Warum will ich / wollen wir ein Kind?
  • Warum ist die Vorstellung kinderlos zu bleiben so unerträglich?
  • Was bedeutet Elternschaft für mich als Person? Was für uns als Paar?
  • Wie zufrieden bin ich in meinem derzeitigen Sozial- und Berufsleben?
  • Würde ich mich ohne ein Kind minderwertig fühlen?
  • Wie würde mein / unser Leben ohne Kinder langfristig aussehen?

Durch die, durchaus mitunter schmerzhafte Auseinandersetzung mit diesen Fragen, kann es gelingen die eigenen tiefen Gründe für die große Sehnsucht nach einem Kind besser zu verstehen. In Folge ist es eher möglich die Aufmerksamkeit von der verzweifelten Fixierung auf den Kinderwunsch weg und hin zu anderen wichtigen Aspekten des eigenen Lebens lenken. Es geht dabei nicht darum, den Kinderwunsch aufzugeben, sondern den übermäßig starken Erfolgsdruck zu verringern. Wenn es gelingt, der Vorstellung eines kinderlosen Lebens einen Teil Schreckens zu nehmen, können die weiteren Versuche, schwanger zu werden, weniger psychisch belastet erlebt werden.

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Hilfe in Anspruch nehmen

Wer trotz Auseinandersetzung mit solchen grundlegenden Fragen, alleine keinen Ausweg aus der belastenden Situation zwischen Hoffen, Bangen und Enttäuschung findet, der sollte eine psychologische Beratung in Erwägung ziehen. Oft reichen schon wenige Gespräche aus, um neue Perspektiven zu finden und einen besseren Umgang mit der immens schwierigen Situation zu ermöglichen. Ungewollte Kinderlosigkeit und manchmal jahrelange Versuche diese zu beenden sind eine gewaltige psychische Belastung. Bei deren Bewältigung Hilfe in Anspruch zu nehmen absolut normal und jedenfalls anzuraten.
In einer deutschen Studie, an der über 1000 Paare mit Kinderwunsch teilnahmen, zeigte sich, dass psychologische Beratungen im Zusammenhang mit dem unerfüllten Kinderwunsch die seelischen Belastungen bei diesen Paaren deutlich verringerten. Dies bedeutet nicht, dass sich auch die Schwangerschaftsrate erhöhte. Sowohl bei Paaren mit als auch Paaren ohne psychologische Hilfestellung betrug die Schwangerschaftsrate rund 25 Prozent.

Sich und seinem Körper Zeit geben

Es kann hilfreich sein sich zu vergegenwärtigen, dass Wartezeiten auf eine Schwangerschaft nicht ungewöhnlich sind. Es kommt nicht selten vor, dass Paare so felsenfest damit gerechnet haben, schnell schwanger zu werden, dass sie sich bereits nach wenigen Monaten große Sorgen machen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO spricht von Unfruchtbarkeit, wenn sich die erwünschte Schwangerschaft nach bis zu zwei Jahren regelmäßigen Geschlechtsverkehrs ohne Verhütung nicht einstellt. Es ist daher wichtig von vornherein einige Zeit einzuplanen, bis die Schwangerschaft Wirklichkeit wird. Außerdem ist zu bedenken, dass die Fruchtbarkeit mit dem Alter rapide abnimmt. Bei Frauen zwischen 25 und 33 Jahren liegt die Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschafts bei rund 18 % pro Zyklus.

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Wenn der Sex vom Terminkalender bestimmt wird

Bei unerfülltem Kinderwunsch kann es leicht geschehen, dass der Eisprung und die fruchtbaren Tage das Sexualleben beherrschen, Sexualität außerhalb der fruchtbaren Tage wird eingeschränkt oder findet gar nicht mehr statt. Verstreicht ein fruchtbarer Tag ungenutzt, ist das schlechte Gewissen da. Wenn einem Paar diese oder eine ähnliche Entwicklung in ihrem Sexualleben bewusst wird, sollte es sich unbedingt damit auseinandersetzen. Sonst bleibt nicht nur der Spaß am Sex, sondern unter Umständen die gesamte Beziehung auf der Strecke.

Wann ist Schluss mit den Kinderwunschbehandlungen?

Diese Frage ist eine der schwersten im Umgang mit dem unerfüllten Kinderwunsch. Dennoch ist es empfehlenswert sich einen Zeitrahmen für Kinderwunschbehandlungen zu setzen. Das lässt Paaren die Möglichkeit, ihr Leben zu strukturieren und Alternativen zuzulassen. Auf diese Weise bleibt auch Raum und Zeit für Trauerarbeit, wenn der Wunsch nach einer Schwangerschaft sich letztlich nicht erfüllen sollte.

Nur 2,25 Prozent der Paare mit unerfülltem Kinderwunsch brauchen oder wollen eine künstliche Befruchtung. Wir bieten Lösungen abseits des IVF-Bereichs - rasch und individuell

Prim. Univ.-Prof. Dr. Martin Imhof

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