Progesteron und Kinderwunsch
Progesteron ist mit Östrogen eines der wichtigsten weiblichen Sexualhormone. Es wird bei Frauen vorwiegend in der zweiten Zyklushälfte vom Gelbkörper sowie der Nebennierenrinde gebildet. Während der Schwangerschaft wird es ebenso von der Plazenta gebildet und dient in erster Linie dem Erhalt der Schwangerschaft.
Was bewirkt Progesteron?
Progesteron führt zu einer Veränderung der Gebärmutterschleimhaut, die eine Einnistung der befruchteten Eizelle ermöglicht und fördert nach erfolgter Einnistung die Reifung der Milchdrüsen und das weitere Wachstum des Embryos. Wenn keine Befruchtung stattfindet, wird durch den sinkenden Progesteronspiegel die Menstruationsblutung ausgelöst.
Ein bis zwei Tage nach dem Eisprung ist Progesteron auch für die Erhöhung der Körpertemperatur um 0,3 bis 0,6 Grad Celsius verantwortlich, welche häufig zur Protokollierung von Eisprung und Zyklusphase verwendet wird.
Basaltemperatur messen
Die Basaltemperatur wird morgens vor dem Aufstehen gemessen und kann durch die Erhöhung um 0,3 bis 0,6 Grad Celcius den Eisprung anzeigen. Sie sollte um Messfehler zu vermeiden jeden Tag auf die gleiche Art und Weise zur gleichen Zeit mit einem normalen oder einem speziellen Thermometer gemessen werden. Dies kann oral (Messung über 5 Minuten), vaginal oder anal (Messung über 3 Minuten) erfolgen. Der erste Tag der Messung ist der erste Tag des Zyklus, also der erste Tag der Regelblutung. Nach jeder Messung dokumentiert man die Temperatur entweder in einem selbstgemachten Diagramm oder – viel einfacher – in einer Smartphone-App, welche das Diagramm automatisch erstellt.
Die Temperatur kann allerdings leicht durch Medikamente, Erkrankungen oder lange Nächte durcheinander gebracht werden, somit ist sie etwas Fehleranfällig.
Veränderungen in der Progesteronproduktion
Zu einer verminderten Progesteronproduktion kommt es häufig bei Funktionsschwäche der Eierstöcke. Zu erhöhter Produktion kann es durch Eierstocktumoren oder erbliche Defekte im Hormonhaushalt kommen.
Bei Progesteronmangel durch Gelkörperschwäche kann es zu Zyklusstörungen und Unfruchtbarkeit kommen. Dann kann die Progesteronproduktion mit humanem Choriongonadotropin (hCG) oder Verstärkern des Gonadotropinfreisetzenden Hormons (GnRH) stimuliert werden. Auch das Ausbleiben des Eisprungs über mehrere Zyklen kann zu Progesteronmangel führen. In diesem Fall liegt häufig eine Störung der Eizellreifung vor, welche behandelt werden muss.
Gelbkörperschwäche – ein Grund für unerfüllten Kinderwunsch
Als Gelbkörperschwäche bezeichnet man eine Funktionsschwäche des Gelbkörpers, der einen Mangel an Progesteron auslöst. Sie kann ein Grund für unerfüllten Kinderwunsch sein und hormonell behandelt werden. Da der Gelbkörper die Gebärmutterschleimhaut auf eine bevorstehende Einnistung des Embryos vorbereiten soll und sich das von ihm produzierte Progesteron förderlich auf die Gebärmutter auswirkt, bewirkt eine Gelbkörperschwäche Unfruchtbarkeit und ein erhöhtes Fehlgeburtenrisiko. Grund dafür ist meist eine unzureichende Eizellreifung und in Folge eine unvollständige Gelbkörperbildung.
Ursache für eine Gelbkörperschwäche können eine Erkrankung oder Schädigung der Eierstöcke, Autoimmunerkrankungen der Schild-, Bauchspeicheldrüse sowie der Niere, oder eine Ovarialinsuffizienz (Verminderte Bildung von FSH und LH in der Hirnanhangsdrüse) sein.
Die Gelbkörperschwäche äußert sich meist nicht durch spezifische Symptome sondern wird meist durch Abklärung von unerfülltem Kinderwunsch oder wiederholten Fehlgeburten festgestellt. Lediglich bei Basaltemperaturmessung kann man meist nur eine schleppende Erhöhung feststellen bzw. können wiederholte Schmierblutungen auffällig sein.
Die Diagnose kann durch eine Blutabnahme und Ultraschall gestellt werden. Im Blut werden 7-10 Tage nach dem Eisprung ein niedriger Progesteronwert sowie ein niedriges Östradiol gefunden. Im Zuge des Ultraschalls findet man meist ein nur dünn aufgebautes Endometrium (Gebärmutterschleimhaut) vor.
Therapie der Gelbkörperschwäche
Clomifen ist ein Medikament, das im Rahmen einer Kinderwunschbehandlung unter anderem zur Auslösung des Eisprungs eingesetzt wird. Es unterstützt das Eizellwachstum, die Eizellreifung, den Eisprung und folglich die Qualität des Gelbkörpers indem es die Hinanhangsdrüse dazu anregt vermehrt Hormone (FSH und LH) zu bilden.
Ebenso kann die Follikelreifung durch die Gabe von Progesteron in der zweiten Zyklushälfte unterstützt werden.
Therapie mit Progesteron
Progesteron kann die Chancen auf eine erfolgreiche Schwangerschaft erhöhen, daher werden häufig Progesteron-Präparate eingesetzt. Bei Gelbkörperschwäche kommt es häufig zu einem schnellen Abfall des Progesteronspiegels nach dem Eisprung – der Körper wertet dies als Signal, die Monatsblutung auszulösen. Um die Abstoßung der Gebärmutterschleimhaut und der befruchteten Eizelle zu verhindern, haben sich vor allem Weichkapseln mit natürlichem Progesteron welche in die Vagina eingeführt werden, bewährt.
Progesteronähnliche Wirkung wird auch bei der Therapie mit dem künstlich hergestellten Gestagen Duphaston ausgenutzt. Es wird bei Zyklusstörungen und unerfülltem Kinderwunsch eingesetzt, wo es positiv auf den Zyklus wirkt. Es imitiert die Wirkung von Progesteron und sorgt dafür, dass die Gebärmutterschleimhaut und damit die Schwangerschaft erhalten bleiben. Ebenso wirkt es muskelentspannend, sodass keine vorzeitigen Wehen auftreten.