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Übergewicht & Kinderwunsch

By 17. Juli 2020Juli 23rd, 2020Kinderwunsch

Beeinflusst der BMI meine Fruchtbarkeit?

Dass Übergewicht schlecht für die Gesundheit sein kann, ist allgemein bekannt. Es begünstigt die Entstehung von Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen und kann sogar das Risiko für manche Krebsarten erhöhen. Vielen Frauen ist jedoch nicht bewusst, dass Überwicht auch auf komplexe Weise mit dem Hormonhaushalt interagiert. Dies Wiederum hat kann einen entscheidenden Einfluss auf den weiblichen Zyklus und somit die Fruchtbarkeit haben.
Was die Anpassung von Lifestyle-Faktoren im Rahmen einer Kinderwunschbehandlung angeht erweist sich somit neben der Vermeidung von zu viel Stress und Nikotin sowie ausreichend körperlicher Bewegung ebenso die Optimierung des Körpergewichts als überaus förderlich, um dem einer erfolgreichen Schwangerschaft ein Stückchen näher zu kommen.

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Ab wann spricht man von Normalgewicht?

Natürlich darf das Gewicht einer Person niemals isoliert bewertet werden, sondern muss stets in Relation zur Körpergröße und dem Alter betrachtet werden. Als wichtige Maßzahl zur Einteilung und zum Vergleich hat sich hierbei der Body Mass Index – kurz BMI – etabliert. Er kann mit folgender Formel berechnet werden:

Körpergewicht (kg) / Körpergröße (m) * Körpergröße (m) = BMI-Wert

Trotz einer genauen Eingrenzung seitens der WHO ab wann der BMI im Normbereich liegt (siehe Tabelle unten), so gibt dieser Wert jedoch keinerlei Informationen über die Gewebe-Zusammensetzung des Körpers. Ein bestimmtes Volumen an Muskeln bringt bekanntermaßen mehr auf die Waage als dasselbe von Fett. Das führt dazu, dass oft sogar überaus sportliche und fitte Menschen einen erhöhten, oder gar als übergewichtig klassifizierten BMI aufweisen, obwohl ihr Körperfettanteil im unteren Referenzbereich liegt. Gerade der Fettanteil des Körpers ist jedoch äußerst wichtig, wenn man den Zusammenhang von Übergewicht und eingeschränkter Fruchtbarkeit erst einmal besser verstanden hat.
Eine Interpretation des BMIs sollte somit stets mit Vorsicht erfolgen. Allgemein gilt allerdings für Erwachsene Männer und Frauen, dass bei einem Body Mass Index zwischen 18.5–25 von Normalgewicht gesprochen wird, und ab einem Wert 30 oder mehr definitionsgemäß Übergewicht vorliegt.

BMI Gewichtsklasse
< 18.5 Untergewicht
18.50 – 24.9 Normalgewicht
25.00 – 29.9 Vorstufe Übergewicht
> 30 Adipositas

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Hat Übergewicht nur bei Frauen einen Einfluss auf die Fruchtbarkeit?

Fettleibigkeit ist in unseren Breiten mittlerweile zu einer Volkskrankheit geworden. Vor allem in Industrieländern nimmt die Zahl der Übergewichtigen jedes Jahr zu, wobei Männer immer noch deutlich stärker betroffen sind als Frauen. Studien haben ergeben, dass sich Adipositas bei beiden Geschlechtern eindeutig negativ auf die Fruchtbarkeit auswirken kann.

Übergewicht und weibliche Fruchtbarkeit

Generell kann sich Übergewicht aufgrund von vermehrt stattfindenden Entzündungsprozessen sowie freien Radikalen im Körper fettleibiger Frauen direkt negativen auf die Qualität und Heranreifung ihrer Eizellreserven auswirken. Vor allem aber treten bei diesen Patientinnen überdurchschnittlich oft Störungen im Menstruationszyklus und somit der Regulation ihres Eisprungs auf. Der Grund hierfür ist, dass ein Übermaß an Fettzellen den weiblichen Hormonhaushalt durcheinanderbringen kann. Fettzellen, auch Adipozyten genannt, sind nicht einfach nur Speicher von Kalorien, sondern außerdem hormonell äußerst aktiv. Sie können allerhand Funktionen unseres Körpers mitsteuern und beeinflussen, wobei das Bauchfett meist eine besonders hohe Aktivität aufweist. Negativ auf die Fruchtbarkeit wirkt sich dies allerdings meist erst dann aus, wenn deutlich zu viel von ihnen angelegt sind.
Ein wichtiger Botenstoff namens Leptin wird von Adipozyten in unsere Blutbahn abgegeben, um unseren Appetit bei genügend Fettreserven in Grenzen zu halten. Leptin hat allerdings noch viel weitreichendere Wirkungen. Es stimuliert das sogenannte Gonadotropin-releasing Hormon (GnRH) im Gehirn, welches den wichtigsten Regulator für die Steuerung weiblicher Sexualhormone und somit des Menstruationszyklus darstellt. Auch an der Umwandlung von Testosteron in Östrogen ist GnRH maßgeblich beteiligt.
Ein Überangebot dieses Botenstoffs kann zur Folge haben, dass übergewichtige Frauen im Rahmen einer Kinderwunschbehandlung höhere Dosen bestimmter Hormonpräparate einnehmen müssen, beispielsweise solche zur Induktion eines Eisprungs. Generell wird Fettleibigkeit außerdem mit häufigeren unregelmäßigen oder ausbleibenden Perioden sowie dementsprechend einer längeren Dauer bis zum Schwangerschaftseintritt assoziiert.
Und wenn es dennoch klappen sollte: verglichen mit normalgewichtigen Frauen liegt auch während der Schwangerschaft für viele Komplikationen inklusive der Fehlgeburtenrate ein deutlich höheres Risiko bei übergewichtigen Patientinnen vor. Weiters steigt die Wahrscheinlichkeit der Schwangeren Thrombosen oder Schwangerschaftsdiabetes zu entwickeln stark an und auch das reifende Kind entwickelt signifikant öfter selbst Übergewicht, eine Kondition die Makrosomie genannt wird.
Schon lange ist bekannt, dass Übergewicht das Risiko für Diabetes und Insulinresistenz deutlich erhöht. Insulinresistenz ist außerdem Hauptsymptom einer der am weitest verbreiteten Ursachen für weibliche Unfruchtbarkeit: das Polycystische Ovarielle Syndrom, kurz PCOS. Die Verbindung zwischen dem Fettstoffwechsel und Sexualhormonen ist somit definitiv komplex und vielfältig, und sollte keineswegs vernachlässigt werden bei der Planung von Nachwuchs.

Übergewicht und männliche Fruchtbarkeit

Wie bereits erwähnt interagiert das von Fettzellen produzierte Leptin mit der körpereigenen Synthese von Testosteron und Östrogen. Ein Überschuss an Fettzellen beim Mann kann eine Überproduktion von weiblichen Östrogenen begünstigen, was wiederum zu einem niedrigerem Testosteronspiegel im Blut führt. Testosteron ist das wichtigste Sexualhormon des Mannes, welches zuständig für die regelrechte Produktion und Qualität der Spermien ist. Es überrascht daher nicht, dass Fettleibigkeit und Übergewicht bei Männern einen negativen Einfluss auf Samenzellparameter wie Beweglichkeit, Anzahl und Form der Spermien haben kann. Da überschüssiges Fett sich außerdem oftmals in Gefäßen ablagert, treten im Vergleich zu normalgewichtigen Männern vermehrt Erektionsprobleme auf.

Wie sieht es mit Untergewicht aus?

Nicht nur Fettleibigkeit wirkt sich in vielen Fällen negativ auf die Fruchtbarkeit aus: auch Untergewicht kann einen entscheidenden Einfluss auf das reproduktive System haben. Besitzt man zu wenige Fettzellen und somit keine ausreichenden Energiereserven, gehen viele nicht überlebensnotwendige Funktionen des Körpers in eine Art Sparmodus über. Vor allem Frauen merken dies oft an einem Ausbleiben ihrer Periode und somit fehlendem Eisprung. Da die Reproduktion akut für das eigene Überleben nicht essenziell ist, wird auch bei Männern an der Produktion ihrer Samenzellen gespart. Kombiniert führen diese Faktoren dazu, dass eine Befruchtung nur erschwert stattfinden wird.
Um eine bereits eingetretene Schwangerschaft aufrecht zu erhalten und eine adäquate Versorgung des Embryos zu ermöglichen, ist es außerdem absolut essenziell, dass Schwangere ausreichend Nährstoffe und genügend Kalorien zu sich nehmen, um das Risiko für Entwicklungsstörungen oder Aborte zu senken.

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Was kann ich tun, um dem Normalgewicht näher zu kommen?

Die gute Nachricht ist: viele der negativen Auswirkungen, welche Über- oder Untergewicht auf die Fruchtbarkeit haben können, sind reversibel, wenn eine gesunde Balance zwischen Energiezufuhr und -verbrauch hergestellt wird. Von Paaren mit bestehendem Kinderwunsch sollte dieser wichtige Einflussfaktor nicht unterschätzt werden. Bereits kleine Änderungen und Umstellungen des Lebensstils können sich höchst positiv auf den Körper und seine Reproduktionsorgane auswirken.
Massive Änderungen des Ernährungs- und Bewegungsverhalten sollten dabei allerdings nie zu abrupt eingeführt werden, da dies in den meisten Fällen weder nahhaltig noch sinnvoll ist. Keinesfalls zu empfehlen sind Radikaldiäten oder schlagartig exzessive Sporteinheiten, die der Körper nicht gewohnt ist. Dies kann sich dann sogar kontraproduktiv auswirken und den Stoffwechsel und Hormonhaushalt noch mehr durcheinanderbringen.
War man bislang körperlich eher inaktiv sind Aktivitäten wie Pilates, Yoga oder simples Spazieren im Grünen empfehlenswert. Diese Tätigkeiten verbrennen nicht nur Kalorien, sondern wirken gleichzeitig auch stressreduzierend. Zwar haben viele Frauen Respekt davor, während der Schwangerschaft Sport zu betreiben, jedoch ist auch das absolut empfehlenswert: Nordic Walking, Gymnastik oder Schwimmen in lauwarmem Wasser sind nur einige, sehr gut geeignete Beispiele.
Natürlich erzielt auch noch so viel Bewegung nicht den gewünschten Erfolg, ohne die Kombination mit ausgewogener Ernährung. Ausgewogenheit ist hierbei das Schlüsselwort: Anstatt sich auf restriktive oder komplizierte Diäten zu versteifen achten Sie darauf, viel frisches Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte Vollkornprodukte, Fisch und mageres Fleisch zu essen. Dabei sollte stets auf eine gewisse Variabilität anstelle von Einseitigkeit in der Ernährung geachtet werden, um sicherzustellen, dass dem Körper alle Vitamine und Mineralstoffe zugeführt werden, die er für die Fortpflanzung benötigt. Zu viele verarbeitete, künstliche Lebensmittel, tierische Fette und vor allem Zucker sind hingegen weniger förderlich für die Zeugungskraft.
Sollten sie an Gewicht zulegen wollen sind kaloriendichte, aber dennoch vitaminreiche Lebensmittel wie Nüsse, Olivenöl und fettiger Fisch wie Lachs empfehlenswert. Denn neben all den modernen und vielversprechenden Kinderwunschbehandlungen, welche uns bereits zur Verfügung stehen, ist die allerwichtigste Ausgangsbedingung für ein erfolgreichen Schwangerschaft immer noch die Gesundheit und Fitness der werdenden Eltern!

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Prim. Univ.-Prof. Dr. Martin Imhof

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